Alte Wunden heilen – hört es jemals auf?

Alle, Innere Arbeit | 12. Juli 2022

Dieser Blogartikel ist mit Abstand das Persönlichste, was ich bisher veröffentlicht habe. Und auch etwas anders als meine bisherigen Beiträge. Er ist persönlicher, tiefer und hat seinen Anspruch nicht allein auf der Fachlichkeit. Ich möchte dir nämlich von einem Tag erzählen, der sicher nicht zu meinen besten zählte. Eine Erinnerung aus meiner eigenen Kindheit ist plötzlich hochgebrochen und einen tiefen Schmerz hinterlassen. Vorab sei gesagt: Ich konnte durch dieses Ereignis ein Stück weit Heilung erfahren.

Was ich vorab noch sagen möchte:

Es ist nicht einfach, von der Vergangenheit zu berichten, vor allem wenn Dritte darin vorkommen. Schließlich handelt es sich hier um eine Erzählung, die gar nicht objektiv sein KANN, weil ich selbst sie erlebt habe. Aus diesem Grund werde ich das genaue Ereignis aus meiner Kindheit nicht schildern. Aber ich werde dir ausführlich von jenem Tag berichten, als die alten Wunden hochkamen. Ich danke dir für dein Verständnis und bin mir sicher, du kannst das verstehen. Und doch verspreche ich dir, dass es diesem Artikel an nichts fehlen wird.


Warum ich mich dafür entschieden habe, diesen Artikel zu veröffentlichen?

Mein Anspruch ist es, Ich zu sein

Weil ich in diesem Leben den Anspruch habe, Ich selbst zu sein. Ich in seiner authentischsten, ehrlichsten, reinsten und manchmal eben auch unschönen Form, was eben auch bedeutet: Mit den unschönen Momenten, den nicht-glitzernden-Regenbogen-Sonnenschein-Tagen.

In meinen Elternberatungen geben mir meine Klientinnen ihre persönlichsten Gedanken preis und zeigen sich häufig von einer sehr verletzlichen Seite. Das ist nicht immer leicht, was ich voll und ganz nachvollziehen kann. Und doch glaube ich, dass es für meine Mitmenschen leichter sein kann, sich zu öffnen, wenn ich meine persönliche Geschichte teile.


Was ist also an jenem Tag passiert?

Der Schmerz klopfte schon zwei bis drei Wochen vorher bei mir an. Allerdings war ich zu dieser Zeit verreist und ich konnte, ja wollte den Gefühlen keinen zu großen Raum geben. Denn ich hatte eine gute Zeit. Und zugleich spürte ich, dass da etwas war, das sich wie ein grauer Schleier auf mein Gesicht legte. Ich konnte lachen und gleichzeitig wusste ich ganz genau, dass es sich nicht um das selbe, herzliche und unbeschwerte Lächeln handelte, das mich täglich im Spiegel begrüßte.

Was war es, das da angeschaut werden wollte? Ich konnte es nicht greifen.


Später bekam ich die Quittung dafür, dass ich meine Gefühle weggedrückt hatte. Es erwischte mich dann Zuhause angekommen eines Morgens unangekündigt – und das mit voller Wucht. Schon während meiner Morgenroutine war mir klar, dass dies kein guter Tag werden würde.

Ein tiefer, stechender Schmerz in meiner Brust und im Halsraum erdrückte mich. Zwar kannte ich Situationen wie diese, da ich mich schon viele Jahre lang mit meinen eigenen Themen auseinandersetze, und doch war es so schmerzvoll wie schon lange nicht mehr.


Ich dunkelte mein Zimmer ab, und das an einem wunderschönen Sommertag bei fast 30 Grad. Das mag nicht für jeden die beste Lösung sein, aber die Dunkelheit unterstütze mich dabei, meinen Blick nach Innen zu richten. Ich rollte meine Yogamatte aus und legte mich auf sie, um wieder geerdet zu sein. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen... Ich wusste plötzlich ganz genau, warum ich so traurig bin. Ich erinnerte mich an eine bestimmte Situation aus meiner frühen Kindheit. Besser gesagt erinnerte ich mich nicht im wahrsten Sinne des Wortes an die Situation, aber an den Moment, als mir Jemand davon erzählt hatte. Die Art und Weise, auf die mir davon berichtet wurde, kränkte mich zutiefst und ein Tränenmeer floss über mein Gesicht. Insgesamt weinte ich über sechs Stunden lang.


Hinsehen - warum es so wichtig ist

Warum ist es wichtig, dass wir unseren Schmerz genau ansehen? Ich mache mal ein Beispiel:

Du hast einen Gegenstand in deiner Wohnung, der dich schon lange stört und den du eigentlich nicht mehr haben möchtest. Du siehst diesen Gegenstand und denkst dir: „Geh weg. Verschwinde endlich!“. Wird sich der Gegenstand dadurch in Luft auflösen? Sicher nicht. Du musst erst aufstehen, den ihn noch einmal in die Hand nehmen und ihn dann bewusst in den Abfalleimer werfen.

Du siehst, der ungeliebte Gegenstand darf nicht nur angeschaut, sondern auch noch einmal in die Hand genommen werden. Er wird nochmal durchfühlt und es braucht den festen Entschluss, ihn auch wirklich wegzuwerfen.

Gleiches gilt für alte Kindheitserinnerungen und alle weiteren seelische Schmerzen, die hochkommen. Wegschauen hilft nicht viel und selbst das Hinsehen alleine reicht oft nicht aus. Du darfst genau hinspüren woher sie kommen, was sie dir zu erzählen haben und – auch wenn es sich vielleicht nicht attraktiv anhören mag - du musst die Schmerzen noch einmal durchfühlen, bevor sie heilen können.


Ein Stück weit Heilung – was kann helfen?

1. In die Natur gehen

Wie bereits erwähnt war es für mich eine gute Lösung, mein Zimmer abzudunkeln. Ich kenne es aus meiner eigenen Erfahrung ebenso, dass es hilfreich sein kann, das genaue Gegenteil zu tun. Die eigenen vier Wände verlassen, die Natur und den Sonnenschein in seiner vollen Pracht zu erleben. Wir Menschen sind unterschiedlich und was gestern geholfen hat, muss heute nicht die Lösung sein. Spüre gut in dich hinein, mit der Zeit wirst du immer besser wissen, was dir im Moment helfen kann.

2. Gedanken und Gefühle schriftlich festhalten

Mir selbst hilft es, meine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Das schafft Klarheit und die Gedanken fließen quasi bildlich gesehen „aus dem Körper heraus“.

3. Meditation und Vergebung

Ich habe an diesem Tag eine Vergebungsmeditation durchgeführt. Sie stammt aus einem Vergebungskurs von Laura Malina Seiler (Leider ist dieser Kurs aktuell nicht mehr käuflich erwerblich). Jeder Mensch handelt immer (nur) so gut, wie er es in diesem Moment kann. Die wenigsten wollen anderen Menschen absichtlich Schaden hinzufügen. Vergebung ist übrigens ein wichtiges Tool zur inneren Heilung, denn wir vergeben anderen ja nicht in erster Linie aus dem Grund, dass es ihnen dann besser geht. Wir vergeben ihnen, dass es uns besser gehen kann.

4. EFT (Emotional Freedom Technique)

EFT, ausgeschrieben Emotional Freedom Technique, ist eine Klopf-Technik, die Energieblockaden im Körper durch Klopfen lösen soll. Durch Klopfen auf bestimmte Meridiane (Energiebahnen im Körper) und Fokussierung auf unser Problem können wir das Energiesystem beeinflussen und es wieder zum fließen bringen. (Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann lese gerne den folgenden Artikel: https://www.fuckluckygohappy.de/eft-klopf-dich-frei/)


5. Termine reduzieren und ehrlich sein

Wer an seelischen Schmerzen leidet, der darf meiner Meinung nach ganz klar genauso handeln, als wäre er körperlich krank. Wenn du an einer Grippe erkrankt bist oder dir beide Beine gebrochen hast, würdest du wahrscheinlich auch nicht zur Arbeit gehen können und dich auf jedes anstehende Event schleppen. 

In meinem Fall war es so, dass an jenem Tag ein Wochenendausflug mit meinen Freundinnen geplant werden sollte. Doch ich spürte bereits beim Lesen der Nachrichten in der WhatsApp-Gruppe, dass ich es nicht schaffen würde, mich gedanklich damit zu beschäftigen. Ich las die Nachrichten meiner Freundinnen und spürte zeitgleich, dass ich kein einziges Wort davon aufnehmen konnte. Früher hätte ich wahrscheinlich so getan, als wär alles gut, doch heute weiß ich, dass es mir und auch meinen vertrauten Personen viel besser damit geht, wenn ich ehrlich bin. Wie viel genau du preis gibst, entscheidest du am Ende selbst. Ich kommunizierte also kurz mit einer Freundin, wie es in mir aussah und warum ich heute nicht dazu in der Lage sein kann, den Ausflug mitzuplanen. Gleichzeitig wusste ich, dass der nächste Tag schon wieder besser sein wird und dass ich dann die notwendige Energie aufbringen kann. 


Hört es jemals auf?

Ich muss an dieser Stelle ganz klar darauf hinweisen, dass ich keine Fachexpertin bin, was die Heilung von Traumata betrifft und als Eltern- und Familieberaterin hier auch keinem Heilauftrag unterliege. Falls du auf diesem Gebiet ein*e Expert*in bist, melde dich gerne bei mir und schildere deine Sicht der Dinge.

Alles, was ich zu sagen habe, habe ich mir angelesen oder aus meinen eigenen Erfahrungen niedergeschrieben. Hört es jemals auf, dass der alte Schmerz weggehen kann? Ich glaube nicht. Die Erfahrungen aus unserer Kindheit, vor allem diejenigen, die wir mit unseren engsten Bindungspersonen hatten, werden uns ein Leben lang prägen.

Aber – und das ist die gute Nachricht – es wird leichter. Wir dürfen dennoch ein Stück weit heilen.


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Elena Sedlmeyr Eltern- und Familienberaterin


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