„Ist doch nichts passiert“ – Wie wir die Gefühle der Kinder übergehen

Achtsam sprechen mit Kindern, Bindungs- und Beziehungsorientiert, Familienalltag | 1. Juni 2022

Endlich ist es Frühling. Wie fast an jedem sonnigen Tag gehen der vierjährige Hubert und seine Mutter Lisa zum Spielplatz, wo sie sich mit ihren Freunden treffen wollen. Nach einer längeren Aufräumaktion in der Garage machen sich die beiden auf den Weg. Hubert fährt sein neues, blaues Fahrrad und die Mutter spaziert gemütlich an der Seite. Der Vierjährige fährt schon recht sicher und ist seiner Mutter um einige Meter voraus.

Die beiden sehen die Nachbarin winken. „HALLO HUBERT! Dich habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“, ruft sie überschwänglich aus ihrem geöffneten Küchenfenster. Alle Augen sind auf die Nachbarin gerichtet und Hubert freut sich riesig, sie zu sehen.

„RUMMS“, macht es plötzlich. Mutter Lisa kann aus dem Augenwinkel sehen, wie Hubert mit seinem Rad gegen den Laternenmast knallt. Es folgt ein lautes Weinen. Lisa rennt so schnell sie kann zu ihrem Sohn und drückt ihn liebevoll an sich.


„Mein armer Schatz“, sagt Lisa.

Und Hubert? Er weint noch immer.

„Ich sehe keine Schramme. Da haben wir ja Glück gehabt“, sagt die Mutter.

„Na komm, wir stehen auf und gehen weiter zum Spielplatz. Wir werden dort ganz viel Spaß beim Rutschen haben. Anna und Max sind auch schon dort“.

Erwartungsvoll blickt sie ihren Sohn an.

Doch Hubert weint noch immer.

Die Geduld der Mutter schrumpft. Ihr kommen keine keine weiteren Ideen in den Sinn, wie sie ihren Hubert aufheitern kann. Und noch dazu sollten die beiden eigentlich weitergehen, schließlich erwarten sie ihre Freunde schon längst.

Sie versucht es noch einmal:

„Ach komm, ist doch nichts passiert. Du musst doch nicht weinen!“

Alle Versuche, den Vierjährigen aufzuheitern, bleiben ohne jeglichen Erfolg. Hubert weint noch immer.


Warum Lisa mit ihrem Aufheiterungsversuch erfolglos bleibt wie es Hubert ergangen sein könnte, das werden wir in diesem Blogartikel genauer betrachten.

Zunächst einmal sehen wir in Lisa eine Mutter, die Wert auf einen liebevollen Umgang mit ihrem Kleinkind legt. Sie nimmt ihren Schatz in den Arm und drückt ihn an sich. Mit der Umarmung spendet sie ihrem Sohn im ersten Moment nach dem Unfall Trost und Geborgenheit. Doch anders, als sie es erwartet, hört er nicht auf zu weinen.


Wenn sich Kinder nicht sofort beruhigen...

Das ist an sich auch gar nicht so schlimm, wie wir vielleicht im ersten Moment denken. Wir Erwachsene trösten unsere Kinder oft mit dem Ziel, sie möglichst schnell zu beruhigen. Das mag für uns wichtig sein, doch es hat meiner Meinung nach erst die zweite Priorität.

Denn was im Sinne der bindungs- und beziehungsorientierten Pädagogik wirklich zählt ist, dass die Kinder mit ihren Gefühlen nicht alleine sind. Dass wir in Verbindung mit ihnen stehen und dass wir ihre Gefühle, die sie im jungen Alter aufgrund ihrer voranschreitenden Entwicklung noch nicht selbst regulieren können, koregulieren. Kinder im jungen Alter können ihre starken Gefühle noch nicht alleine bewältigen, und genau deshalb brauchen sie uns.

In Verbindung geht Lisa mit ihrem Hubert auf eine körperliche Art und Weise, die durchaus eine beruhigende Wirkung auf den Kleinen hat.

Doch als sie nach kurzer Zeit bemerkt, dass Hubert nicht aufhört zu weinen, bringt sie mit ihren Worten recht schnell recht viel Dynamik in die Situation.

Gleichzeitig erinnert sie sich daran, dass ihre Verabredung auf dem Spielplatz wartet, und ermutigt Hubert zum Weitergehen. Sie bewertet den Ausgang des Unfalls, da sie keine Schramme sehen kann, als „glücklich“.


Was Kinder wirklich brauchen: Achtsamkeit und Empathie

Doch Vorsicht! Gerade in solchen Situationen sind Achtsamkeit und Empathie gefragt. Immer wieder kann ich beobachten, wie Eltern die Gefühle des Kindes zu schnell übergehen oder gar mit langen Sätzen und Erklärungen wegreden. Das kann dazu führen, dass das Kind sich in seinen Gefühlen und Anliegen nicht gesehen und ernst genommen fühlt.

Noch dazu werden wir, je nachdem wie viel Stress wir in den Stunden zuvor bereits empfunden haben, ungeduldig. Vielleicht löst das laute Weinen oder Schreien wie auch der erfolglose Versuch eine innere Anspannung in uns aus.

Wir suchen händeringend nach weiteren Möglichkeiten, um das Kind zu beruhigen und in unserer Ratlosigkeit rutscht uns ein gut gemeintes „Ist doch nichts passiert“ (Doch, für das Kind ist etwas ganz Schlimmes passiert) oder ein „Du musst doch nicht weinen“ (Doch, das Kind ist traurig und empfindet Schmerzen. Es ist absolut nachvollziehbar und natürlich, zu weinen) über die Lippen.


Stellen wir mal Vergleich aus unserem Erwachsenenleben an

Das wäre in etwa so, als hättest du Liebeskummer und die erste Reaktion deiner Freundin wäre: „Ach komm, sei doch nicht traurig. Das Leben geht weiter!“ Das bringt dich, solange deine Trauer und dein Schmerz noch ganz frisch sind, wahrscheinlich nicht weiter. Auch wenn du rational weißt, dass das Leben weiter geht, ist das, was passiert ist, auf der emotionalen Ebene erst einmal schlimm für dich.

Bei Kleinkindern ist übrigens das emotionale System viel stärker ausgeprägt als das rationale. Deshalb sind sie oft noch nicht wirklich in der Lage, Situationen einzuschätzen und die Intention hinter unseren langen Erklärungen wirklich zu verstehen.


Ähnlich ergeht es unseren Kindern, wenn sie traurig sind. Vielleicht haben sie den kleinen Unfall unversehrt überstanden, alle Körperteile sind noch dran und es fließt kein Blut... und für die Kinder fühlt es sich schlimm an. Und das sollte von uns Erwachsenen gesehen und dem Kind durch unsere Reaktionen widergespiegelt werden.

Tun wir dies nicht, so übergehen wir - wenn auch in keiner bösen Absicht - die Gefühle der Kinder.


Das Wichtigste noch einmal zusammengefasst:


  1. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung. Wenn es für das Kind schlimm ist, dann ist es auch schlimm.

  2. Was wirklich zählt ist, dass das Kind mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.

  3. Das hat eine höhere Priorität als die Tatsache, wie schnell es tatsächlich aufhört zu weinen.

  4. Kleinkinder können sich noch nicht selbstständig regulieren. Deshalb benötigen sie uns zunächst als Ko-regulatoren, damit sie aus ihren starken Gefühlen wieder herausfinden.

  5. Ebenso haben wir oft eine klare Vorstellung davon, was schlimm und was nicht schlimm ist, und gehen wie selbstverständlich in die Bewertung. Doch - und das sollten wir nicht vergessen - wir bewerten anhand unserer eigenen Vorstellung von Schmerz.


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Damit das Layout nun nicht nackt im Raume steht und sich klein und leer vorkommt, springe ich ein: der Blindtext. Genau zu diesem Zwecke erschaffen, immer im Schatten meines großen Bruders »Lorem Ipsum«, freue ich mich jedes Mal, wenn Sie ein paar Zeilen lesen. Damit das Layout nun nicht nackt im Raume steht und sich klein und leer vorkommt, springe ich ein: der Blindtext. Genau zu diesem Zwecke erschaffen, immer im Schatten meines großen Bruders »Lorem Ipsum«, freue ich mich jedes Mal, wenn Sie ein paar Zeilen lesen.

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