Chaos im Kinderzimmer – so gelingt dir das Aufräumen mit Kind

Familienalltag | 15. März 2022

Du verlässt das Zimmer deines Kindes für einen kurzen Moment und denkst: „Nur noch schnell die Wäsche aufhängen, bevor es Mittagessen gibt“. Bei deiner Rückkehr kannst du den hellbraunen Pakettboden des Kinderzimmers nur noch erahnen. Schuhe und Verkleidungsstücke im gesamten Raum verteilt, die Legokiste komplett ausgekippt (weil die Steine beim Ausleeren ja so schön klirren) und die Bücher mit der Innenseite auf dem Fußboden liegend. Das fröhliche Kinderlachen deiner beiden Kinder dringt in deine Ohren. „Der Boden ist LAVA!“, rufen sie und springen zufrieden auf den Gegenständen herum, während dein innerliches Stressbarometer augenblicklich bis zum Anschlag springt.

Kaum ein Elternteil bleibt wohl von solchen oder ähnlichen Situationen verschont. In meinem Beitrag erfährst du, wie du künftig stressfrei für ein chaosfreies Kinderzimmer sorgen und deinen Sprössling auf ein Leben in Ordnung vorbereiten kannst.


Ab welchem Alter kann mein Kind für Ordnung sorgen?

Hier besteht bei den meisten Eltern Unklarheit. Vor allem die Eltern der jüngeren Kinder haben oft keine genaue Vorstellung davon, ab welchem Alter sie von den Minderjährigen erwarten können, Aufräumarbeiten zu übernehmen. Entwicklungspsychologisch betrachtet zeigen Kinder ab dem dritten Lebensjahr das erste Mal wirkliches Interesse für Ordnung. Sie räumen Schubladen aus und wieder ein und sie wollen helfen. Im Kindergartenalter sind sie imstande, kleine Aufträge selbstständig auszuführen. Grundschulkindern kann die alleinige Verantwortung für das Aufräumen nach dem Spiel oder für einen freien Schreibtisch nach der Hausaufgabenzeit übertragen werden.


Kinder sind von Natur aus kooperationsbereit

Ich habe in den vergangenen Jahren überall dort, wo ich mit Kindern zusammenkam, die Erfahrung gemacht, dass sie von Natur aus kooperationsbereit sind. Sie wollen helfen, auch beim Saubermachen und Ordnung halten. Weigert sich ein Kind vehement dagegen, so liegt diesem Verhalten in der Regel ein Bedürfnis zugrunde.

Ist es erschöpft, frustriert oder gar überfordert mit der Situation?

An dieser Stelle ist es grundlegend, dem kindlichen Bedürfnis zunächst auf die Schliche zu kommen, bevor es ans Aufräumen geht.


Stichwort Autonomie - Kinder dürfen selbstbestimmt entscheiden

Vor allem dem Bedürfnis nach Autonomie (Selbstbestimmung) muss ausreichend Raum gegeben werden. So freuen sich die meisten Kinder darüber, wenn sie selbst entscheiden dürfen, „was wo wohnen soll“, und ob sie die Eisenbahn mit den Gleisen in eine Kiste packen oder doch lieber getrennt aufbewahren möchten.

Liebe Erwachsene, auch wenn es uns manchmal schwer fällt: Gebt auch mal das Zepter ab und verzichtet darauf, alles genauestens vorzubestimmen. Ihr werdet ein intrinisch motiviertes, glückliches Kind vorfinden.


Woran kann es liegen, wenn Kinder nicht auf Anweisungen reagieren?

Wenn Kinder nicht sofort auf Anweisungen zum Aufräumen reagieren, sollten Eltern die Ruhe bewahren und sich darüber bewusstwerden, dass sich ihr eigenes Anliegen in einer bestimmten Situation von der Sichtweise des Kindes unterscheiden kann. Für uns mag es von höchster Priorität sein, dass der Bleistift unseres Schulkindes gespitzt und sauber eingereiht im Federmäppchen bereitliegt. Das Kind hingegen schreibt zum Beispiel am liebsten mit dem schwarzen Stift - was der Grund dafür sein könnte, dass es sich überhaupt nicht am kaputten Bleistift stört. In seiner Welt hält es das Kind also nicht für notwendig, den Bleistift zu spitzen. Aus diesem Grund lohnt es sich immer, mit dem Kind ins Gespräch zu gehen und seine Sicht der Dinge zu erfahren, bevor ein gemeinsamer Konsens gefunden werden kann.


Mein Geheimtipp: Alles hat seinen Platz

Ich kenne das nur zu gut aus meinem eigenen Leben: Bis vor einem Jahr hatte ich für die meisten Gegenstände keinen festen Platz in meiner Wohnung – was das Aufräumen zeitaufwändiger gemacht hat und zudem für Verwirrung sorgte, benötigte ich doch einmal eine bestimmte Sache dringend. Das lief ungefähr so ab...

„Wo war gleich nochmal das Aufladekabel?“, „Mist, jetzt habe ich schon wieder leere Batterien in die Fernbedienung eingelegt, wo finde ich die aufgeladenen?“

Ebenso denke ich schmunzelnd an meine Jugend zurück, als ich meinen vielgesuchten Schlüssel einmal unter dem Fernsehreceiver finden konnte. Um Nervenproben und Zeitfressern wie diesen ein Ende zu setzen, habe ich damit begonnen, die Ordnung als festen Bestandteil in meinem Alltag zu integrieren. Damit ein jeder Gegenstand einen festen Platz in der Wohnung bekommt, habe ich mir ein Beschriftungsgerät angeschafft und alle meine Kisten und Aufbewahrungen beschriftet. Nun gut, ich verstehe wirklich, wenn du als Leser nun skeptisch die Hände über dem Kopf zusammenschlägst („Ganz schön viel Aufwand, ich kann mir doch merken wo meine Sachen hingehören“, denkst du vielleicht.) Ich denke hier gilt es, individuelle Lösungen zu finden, wie die Ordnung am besten bewahrt werden kann.Doch natürlich erzähle ich dir diesen Schwank aus meinem Leben nicht aus reinen Unterhaltungszwecken, sondern auch, damit wir daraus Rückschlüsse für das Aufräumen mit Kind ziehen können. Denn als kindgerechte Variante meiner Beschriftungen empfehle ich, Kisten und Boxen im Kinderzimmer mit Fotos der Gegenstände zu versehen (z.B. Fotos von Bauklötzen oder Barbiepuppen), damit die Kinder erkennen können, in welche Aufbewahrung welches Spielzeug zurückgeräumt werden soll. Auch Fotos vom Zimmer im aufgeräumten Zustand (z.B. vom Schreibtisch oder Kleiderschrank) können dem Kind die notwendige Orientierung geben. Gleichzeitig ermöglichst du es deinem Kind mit einer solch bildlichen Darstellung, selbstständig aufräumen zu können (Stichwort Autonomie!).


Wie viel Vorlaufzeit hat dein Kind?

Eine rechtzeitige Ankündigung ist für den Erfolg der Aufräumaktion mit Kind nicht zu unterschätzen. Ahnt es nicht, dass es sein Spiel bald beenden muss, so ist der Ärger in den meisten Fällen vorprogrammiert. Kinder haben noch keine genaue Vorstellung von der Zeit und empfinden daher – anders als wir Erwachsene – keinerlei Zeitdruck. Als Resultat daraus können sie nicht nachvollziehen, warum sie nicht zu Ende spielen können (weil ein Arzttermin oder der wöchentliche Schwimmkurs ansteht, zu dem sie pünktlich erscheinen sollen). Werden sie nicht rechtzeitig auf den Wechsel im Tageslauf vorbereitet, so kann es passieren, dass sie frustriert sind und die Kooperation verweigern. Wer sein Kind spielerisch an den Beginn der Aufräumzeit heranführen möchte, kann beispielsweise gemeinsam mit ihm eine Eieruhr oder einen Wecker stellen, dessen Klingeln das Ende des Spiels bedeutet.


Konkrete Aufträge schaffen Klarheit

Je jünger das Kind ist, desto präziser sollten die Anweisungen formuliert sein. Ich kenne das zu gut aus den Kitas: An einem stressigen Tag springen die meisten Erzieherinnen wie wilde Hühner (ich meine das mit einem Augenzwinkern und in keinster Weise abwertend) durch den Raum und singen jedem Kind ein abgehaktes „Auf-räu-meeeeen!“ ins Ohr. Da passiert es nicht selten, dass die meisten Kinder resignieren und einfach gar nichts tun (weil sie überfordert sind), oder sie springen ebenfalls im Raum herum – was bei den Erwachsenen zu einem noch lauteren Singsang, bei den Kindern zu einem noch größeren Widerstand und letztendlich zu Frustration auf beiden Seiten führt. Daher halte ich es für sinnvoll, an jedes Kind eine klare Anweisung oder Aufgabe heranzutragen („Bring bitte das Bilderbuch mit der Eule ins Regal zurück“ oder „Leg die Puppe zurück ins Bettchen“). Wenn es der zeitliche Rahmen erlaubt, versuche auch hier spielerische Anweisungen miteinfließen zu lassen („Brum brum, der Traktor fährt nun in die Garage“), da du somit das Interesse des Kindes am Aufräumen weckst und die Tätigkeit ein Stück weit angenehmer machst. Ebenso gut geeignet sind Aufräumspiele, die den angenehmen Effekt haben, dass sie den Kindern Freude bereiten und die Zeit wie im Flug vergehen lassen.


Ausmisten: Bist du ein Sammler oder Wegschmeißer?

Am leichtesten räumt es sich auf, wenn der Unordnung und den Ansammlungen von überflüssigem Spielmaterial bereits vorgebeugt wird. Feste Entsorgungsrituale können dabei helfen, dass das Ausmisten nicht vernachlässigt wird. Gegenstände sollten stets zu einem festgelegten Anlass oder Datum aussortiert werden. Kleidung zum Beispiel vor jeder neuen Saison oder jedem Urlaub und das Spielzeug vor jedem Geburtstags- oder Weihnachtsfest. Auch in diesen Prozess sollte das Kind nach Möglichkeit mit einbezogen werden. Beim gemeinsamen Aufräumen können Eltern gemeinsam mit ihrem Kind herausfinden, was es noch braucht und was nicht.

Was die Aufbewahrung von Bildern und Kunstwerken betrifft, kenne ich zweierlei Arten von Erziehenden: Die Sammler und die Wegschmeißer. Auf der einen Seite diejenigen – wie etwa meine Großmutter – die einen dicken Ordner mit gemalten Bildern des Kindes anlegen und überspitz gesagt ihren Kühlschrank damit tapezieren und auf der anderen Seite diejenigen, die das gemalte Bild des Kindes aus der Kita am Abend heimlich in den Papierkorb wandern lassen.

Dürfen die vom Kind gemalten Bilder ausgemistet werden? Ich bin prinzipiell der Meinung: Ja, das dürfen sie. Aber...

Wichtig ist es jedoch, die Bilder nicht wie der „Wegschmeißer“-Typ heimlich in den Tiefen des Abfalleimers zu begraben, sondern zuvor das Kind zu fragen und Bilder gemeinsam auszumisten. Damit die Wertschätzung an dieser Stelle nicht zu kurz kommt, bietet es sich an, hierbei geeignete Vorgaben zu machen, zum Beispiel nach dem Motto „Wir suchen uns jetzt die fünf schönsten Bilder aus, die dir am wichtigsten sind“. Diese ausgewählten Bilder können dann eingerahmt und im Kinderzimmer aufgehängt werden.


Loben - wie immer gilt hier: weniger ist mehr

Das Aufräumen gehört zum normalen Alltag eines jeden Menschen dazu und genau das sollte Kindern vorgelebt werden. Dahe halte ich es gar nicht für notwendig, das Kind für die gemeinsame Aufräumaktion übertrieben „in den Himmel zu loben“. Auch Süßigkeiten oder Geschenke sollten nicht als Belohnung für die Aufräumarbeit eingesetzt werden. Hierbei besteht die Gefahr, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und das Kind von den äußeren Faktoren abhängig wird (eine innere Motivation des Kindes werden wir dadurch nicht erreichen).


Was hilft euch beim Aufräumen im Familienalltag? Lass mir gerne einen Kommentar dazu da.


Mehr über mich erfährst du hier: https://www.elenasedlmeyr.de/%C3%BCber-mich

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