Im ersten Beitrag dieser Blogreihe hast du bereits von mir erfahren, was es mit der Mental Load auf sich hat und wie du dich aus deinem täglichen Gedankenkarussel herausbefreien kannst. Im Wesentlichen benötigt es dafür vier Schritte. Einer davon ist es, dich von deinen hohen Ansprüchen an dich selbst zu befreien und deinen Perfektionismus hinter dir zu lassen. Glaube mir, ich weiß wovon ich hier spreche 😉
Damit du deinen Perfektionismus besiegen kannst und dich wieder auf die Dinge konzentrieren kannst, die in deinem Leben wirklich einen Unterschied machen, habe ich dir meine fünf wichtigsten Fragen zusammengestellt, die ich mir selbst regelmäßig stelle wenn ich wieder einmal in die Perfektionismus-Falle getappt bin.
Lass mir am Ende gerne einen Kommentar da und berichte mir, welche eigenen Erfahrungen du mit dem Thema bereits gemacht hast. Ich wünsche dir viele Erkenntnisse und viel Freude beim Lesen!
Wäre der Perfektionismus ein Gebäude …
Ein perfektionistischer Mensch möchte alles völlig einwandfrei machen und stellt dabei nicht selten (meter-)hohe Ansprüche an sich selbst. Wären diese Ansprüche ein Gebäude, so wären sie ein Wolkenkratzer.
Vielleicht kennst du es aus deinem eigenen Leben: Einerseits möchtest du allen unterschiedlichen Rollen, die du innehast, gerecht werden – Eine liebevolle Lebenspartnerin sein, die ihrem Mann den Rücken freihält, den Haushalt schmeißen und auch als Arbeitnehmerin gute Ergebnisse erzielen. Gleichzeitig möchtest du natürlich eine gute Mutter sein und im Umgang mit deinen Kindern alles richtig machen. Schließlich haben wir heutzutage so viel Wissen über Erziehung und die kindliche Entwicklung. Wir wissen längst, wie viel Einfluss die Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder haben. Gleichzeitig kann es sich so anfühlen, als würde die kleinste Kleinigkeit, die wir nicht so machen konnten wie wir es eigentlich wollten, das Kind unwiderruflich schädigen. Als würde dieses Wunder, das wir geschaffen haben, direkt wieder kaputt gehen.
Warum fällt es perfektionistisch veranlagten Menschen eigentlich so schwer, sich von diesem Anspruch frei zu machen?
Antwort hierauf gibt uns die Psychologie. Denn psychologisch gesehen hat Perfektionismus eine Funktion: Er bedeutet Kontrolle und über etwas Kontrolle zu haben bedeutet Sicherheit. Perfektionismus ist daher meist eine Bewältigungsmethode, um mit Unsicherheiten und Ängsten umzugehen. Denn umso perfekter ich es mache, umso mehr Kontrolle glaube ich zu haben und umso sicherer fühle ich mich. Ganz schön spannend, oder?
Warum du dir die richtigen Fragen stellen solltest
Ein großer Gamechanger in meinem Leben war es, mir die richtigen Fragen zu stellen. Mit „richtig“ meine ich an dieser Stelle Fragen, die dich weiterbringen und zielführend sind.
Denn wie Tony Robbins in seinem Buch „Das Robbins Power Prinzip“ so schön sagt: „Hochkarätige Fragen schaffen eine hochkarätige Lebensqualität“.
Möchtest du deinen Familienalltag verbessern, dann fange an die Fragen zu verbessern, die du dir gewohnheitsmäßig stellst. Denn diese Fragen sind richtungsweisend. Sie zeigen dir den Weg und entscheiden letztendlich darüber, worauf du deinen Fokus lenkst.
1. Die Frage nach dem Sinn
Wenn du zur Perfektion tendierst, dann mache nicht alles.
Ich kenne das selbst nur zu gut. Häufig halten wir uns an starre Regeln und Abläufe, die schon längst nicht mehr den Zweck erfüllen, den sie mal hatten. Wir haben sie irgendwann etabliert und in der Hektik des Alltags nicht mehr hinterfragt. Dies führt häufig dazu, dass wir viel mehr machen als es eigentlich notwendig wäre.
Ich kann dir deshalb nur ans Herz legen, mindestens einen Tag lang alles, was du tust auf seine Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Fang am besten gleich heute damit an und frage dich nach jeder Tätigkeit:
„Macht das wirklich Sinn? Ist das zielführend für das entspannte und harmonische Familienleben, das ich mir wünsche? Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich das verändere oder gar weglasse?“
Das Spannende ist ja: Meistens spricht nichts dagegen, den gewohnten Pfad mal zu verlassen, Dinge etwas lockerer anzugehen und bisherige Abläufe umzugestalten oder ganz wegzulassen. Wir müssen nur erkennen, welche Dinge es sind, die wir getrost in die Tonne werfen können.
2. Ursachenforschung: Die Frage nach dem Grund
Ich persönlich bin eine Freundin der Ursachenforschung und liebe es, den Dingen auf den Grund zu gehen. Denn ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jedes Verhalten einen Sinn hat. Dieser ist wie bei einem Eisberg unter dem Meeresspiegel verborgen und muss erst an die Oberfläche geholt werden, bis er sichtbar wird.
Um deinen Perfektionismus einmal an die Wasseroberfläche zu holen, frage dich:
Woher kommt eigentlich dieser Drang, alles richtig und möglichst gleich erledigen zu müssen?
Wie oben bereits erwähnt ist die Perfektion oftmals ein Versuch, Kontrolle zu erlangen. Geht es dir hierbei vielleicht um die Kontrolle, die du vielleicht zu einem früheren Zeitpunkt in deinem Leben nicht hattest und dir nun im Hier und Jetzt wieder holen möchtest?
Oder planst du alles bis ins kleinste Detail in dem Glauben, dass du nur auf diese Weise anderen eine gute Zeit bereiten kannst? Weil du Anerkennung dafür möchtest? Weil du denkst du hast keine Wahl und du musst es tun? Stimmt es wirklich, dass du es tun MUSST?
Häufig können wir diese Antworten im ersten Moment gar nicht so leicht erkennen und es benötigt den Spiegel durch eine geschulte Person, die uns dabei helfen kann.
3. Die Beste-Freundin-Frage
Ein wertvolles Tool, das einen Unterschied in meinem Leben gemacht hat, ist die Beste-Freundin-Frage, die nämlich lautet: Was würde mir meine beste Freundin nun sagen? Wäre sie auch so streng mit mir wie ich es mit mir selbst bin?
Denn viel zu häufig sprechen wir mit uns in einer Weise, die uns nicht dienlich ist. Wir werten uns ab, erzählen uns wie tollpatschig, unordentlich oder langsam wir mal wieder waren und wie problemlos es doch mal wieder allen anderen gelingt.
Versuche dich beim nächsten Mal zu ertappen, wenn du wieder in die Abwertungsspirale deiner eigenen Person geraten bist. Ertappen ist der erste Schritt! Was folgt ist das Umschalten. Lege den Hebel um und spreche so empathisch und wohlwollend mit dir, als wärst du deine eigene beste Freundin.
4. Die Frage nach den Stärken und Werten
„Wenn du zukünftig mit einer Aufgabe konfrontiert bist und merkst, dass dein Perfektionismus-Schatten anspringen will, frage dich, ob du hier wirklich besonders viel investieren willst, weil es deinen Stärken entspricht und du deine Werte lebst oder ob du das machst, weil du aus der Abhängigkeit und der Angst heraus handelst“ (Dr. Ulrike Bossmann).
Wenn du also das nächste Mal merkst, dass du länger an einer Tätigkeit sitzt als du es dir vorgenommen hast, dann frage dich: Entspricht das, was ich tue, meinen Stärken und meinen Werten?
Oder mache ich das aus der Angst heraus, dass es nicht gut genug ist und ich am Ende dafür abgewertet werde (weil andere dann denken dass ich unordentlich bin, den Alltag mit drei Kindern und Berufsleben nicht vereinen kann, keine gute Mutter bin usw.).
5. Meine absolute Lieblingsfrage: Die Frage nach der Liebe
Einer meiner absoluten Lieblingsfragen – wahrscheinlich hast du sie schonmal in einem meiner Social Media Beiträge gelesen – lautet:
„Anstatt es perfekt zu machen, frage dich: Wie kann ich maximal viel Liebe reinbringen?“.
Anstatt mein Kind picobello für die Kita herzurichten … Wie kann ich das morgendliche Anziehen und Haare kämmen so gestalten, dass beim Herrichten ein wunderbarer Verbindungsmoment zwischen uns entsteht? Auch wenn das vielleicht bedeutet, dass meine Tochter heute keine abgestimmten Klamotten trägt?
Anstatt dich zu fragen, ob du für deine Präsentation auf der Arbeit oder das anstehende Kundengespräch auch wirklich alle Zahlen, Daten und Fakten parat hast, frage dich lieber: Wie kann ich diese(n) Menschen mit dem, was ich mache, im Herzen berühren? Wie gelingt es mir, dass sich die Kund*Innen von mit gesehen und wertgeschätzt fühlen? Wie kann ich ihnen WIRKLICH weiterhelfen?
Das Wichtigste noch einmal auf den Punkt gebracht:
- Überprüfe einen Tag lang alles, was du tust auf seine Sinnhaftigkeit. Fang am besten gleich heute damit an und frage dich nach jeder Tätigkeit: „Macht das wirklich Sinn? Ist das zielführend für das entspannte und harmonische Familienleben, das ich mir wünsche? Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich das verändere oder gar weglasse?“
- Betreibe Ursachenforschung und frage dich einmal: Woher kommt eigentlich dieser Drang, alles richtig und möglichst gleich erledigen zu müssen?
- Spreche auf eine Art und Weise mit dir selbst, die dir dienlich ist. Ein wertvolles Tool ist die Frage: Was würde mir meine beste Freundin nun sagen? Wäre sie auch so streng mit mir wie ich es mit mir selbst bin?
- Wenn du also das nächste Mal merkst, dass du mehr Zeit und Engagement in eine Tätigkeit investierst, als du es eigentlich wolltest, dann frage dich: Entspricht das, was ich tue, meinen Stärken und meinen Werten?
- Fokussiere dich auf die Menschen, für die das, was du tust einen Unterschied macht. Frage dich: „Anstatt es perfekt zu machen, frage dich: Wie kann ich maximal viel Liebe reinbringen?“.
Deine Elena
Quellen:
Anthony Robbins. "Das Robbins Power Prinzip. Befreie deine innere Kraft. (17. Auflage 2019).
Lili Petersen. "Überlebenstraining für urlaubsreife Mütter. 100 einfache Praxis-Ideen für die Bucket List für Mamas". (1. Auflage 2021).