In dieser Blogreihe erfährst du, was denn eigentlich dahinter steckt, dass Kinder so fasziniert von Spielkonsole und Co. sind. Außerdem machen wir einen Realitäts-Check und du erfährst, wie du auf die „Darf ich“ – Frage reagieren und einen Dialog auf Augenhöhe gestalten kannst.
Falls du erst jetzt einsteigst, lies supergerne noch Teil I nach.
Medienkonsum - Wie reagiere ich auf die "Darf ich"-Frage?
Kommt dir das bekannt vor?
"Mamaa, kann ich noch eine Folge?"
"Nein, wir hatten doch ausgemacht nur eine. Jetzt ist Schluss!"
"Aber es ist gerade so spannend!"
Was würdest du deinem Kind nun antworten? Umstimmen lassen oder besser nicht?
Eltern fragen sich hier, ob sie sich umstimmen lassen dürfen.
Ja, wir dürfen uns von guten Argumenten umstimmen lassen. Wir sollten es sogar. Denn so funktoniert zwischenmenschliches Miteinander.
Die Bewertung, welches Argument für uns überzeugend ist, ist höchst individuell und ich darf mich hier nach meinem persönlichen Maßstab richten. Genauso darf ich aber auch an meiner bewusst gesetzten Grenze festhalten. Mit letzterem tun sich viele Eltern erst einmal schwer, denn das Durchsetzen von Grenzen fühlt sich für uns in der Regel sehr machtvoll an und gerade das ist es ja, was wir nicht wollen. Eltern von heute streben nach Dialog, Beziehung und nach einem harmonischen Miteinander. Doch Grenzen sind – auch wenn uns die Nachrichten und die Medien manchmal etwas anderes vorgaukeln – erst einmal nicht machtvoll, sie sind weder gut noch schlecht. Es geht um das Wie. Eine Grenze, wie ich sie verstehe ist nämlich klar, fair und entwicklungsgerecht. Sie wird persönlich, liebevoll und zugewandt vermittelt.
Medien in der Kindheit - Fluch oder Chance?
Wird denn aus meinem Kind was vernünftiges?
Was wir allerdings tatsächlich vermeiden sollten, ist die folgende Situation. Ich erkläre dir im Nachgang auch warum.
"Mamaa, kann ich noch eine Folge?"
"Nein, wir hatten doch ausgemacht nur eine. Jetzt ist Schluss."
"Aber es ist gerade so spannend!"
"Gut. danach ist aber wirklich Schluss."
Das Problem hier besteht nicht darin, dass die Mama eingelenkt und sich dazu entschieden hat, ihr Kind noch eine weitere Folge anschauen zu lassen. Wie gesagt, wir dürfen uns von guten Argumenten umstimmen lassen. Kein Problem.
Die Schwierigkeit liegt im Wort „Nein“ in Kombination mit dem Umstimmen-Lassen. Das „Nein“ ist nämlich ein sehr starkes Wort, das von uns sparsam und bewusst eingesetzt werden sollte.
Und das nicht bei solchen Kleinigkeiten, sondern in Situationen, die keinen Diskussionsspielraum haben:
- an der Fußgängerampel („Nein, nicht bei Rot“),
- wenn es um Alkohol und andere Suchtmittel geht („Nein, das darfst du nicht probieren“),
- wenn es um verbale oder körperliche Gewalt geht („Nein, du darfst deinen Bruder nicht treten“) oder
- bei notwendigen medizinischen Eingriffen und Medikamentengaben.
Wenn ich nur lange genug nachhake wird das Nein zum Ja
Warum diese einstellung toxisch ist
Das ist wichtig, denn Kinder lernen sonst: „Nein, das ist eine Einladung zur Diskussion. Und wenn ich nur oft genug nachhake, dann wird daraus ein Ja oder zumindest ein ‚Na gut‘.“
Diese Haltung kann auf lange Sicht kritisch werden, denn das ist nämlich genau das toxische Mindset, das etwa manche Männer dazu bringt, ihre offensichtlich unerwünschten Avancen nicht einzustellen, sondern zu verstärken - um aus dem ersten Nein doch noch ein Ja zu machen.
In der Alltagskommunikation (Hier haben wir meistens Situationen, über die wir zuerst nachdenken müssen = die also tatsächlich verhandelbar sind) bietet es sich daher an, sich eine Bedenkzeit einzuräumen und mit dem Kind ein Gespräch zu beginnen, anstatt vorschnell mit einem Ja oder Nein zu reagieren.
Das kann so aussehen:
"Mama, kann ich noch eine Folge?"
"Wir hatten ja eine Folge ausgemacht. Lass mich kurz nachdenken... Warum ist es dir denn so wichtig, noch eine Folge zu sehen?"
"Ja, weil ... Es ist gerade so spannend!"
"Gut. danach ist aber wirklich Schluss."
Wichtig ist es mir an dieser Stelle noch einmal zu betonen, dass ihr nicht einlenken müsst. Denn manchmal habe ich Mamas in meinen Coachings sitzen, denen ich eher dazu rate, erst einmal eine klare Struktur beizubehalten und sich etwas strikter an die Regelungen zu halten. Und das kann heißen, dass erst einmal die Bettgehzeit eingehalten und keine weitere Folge geschaut wird. Das kann in manchen Fällen sinnvoll sein. Wenn ihr dann an anderen Stellen auf das kindliche Bedürfnis nach Autonomie achtet, sollte dies auch kein Problem sein. Denn auch ihr könnt ebenso wie die Kinder eure Argumente vertreten und manchmal geht es eben nicht, dass noch eine weitere Folge geschaut oder der Spielzug beendet wird. Erziehung - Schrägstrich - Beziehung ist ein Balanceakt und ihr könnt am besten herausfinden, was für euch am besten passt.
Wenn wir gerne gemeinsam auf eure Situation blicken sollen, dann lass uns gerne sprechen. Buche dir gerne ein Coaching mit mir.
Ich freue mich, wenn du dir einige Punkte aus dem Artikel mitnehmen konntest. Berichte mir gerne von deinen eigenen Erfahrungen (Hier gelangst du zum Kontaktformular). In Teil III dieser Blogreihe erfährst du, wie du mit deinem Kind über das Thema Medien ins Gespräch gehen kannst.
Er wird genau in einer Woche (am 18.01.2023) veröffentlicht. Machs gut und bis dann,
Quellen:
Imlau, N. (2022). Meine Grenze ist dein Halt: Kindern liebevoll Stopp sagen. (Beltz-Verlag)
Podcast: Familienrat mit Katia Saalfrank.